Übersicht der Moodle-Funktionen für Lehrende

15. Forum - Gemeinsam zu Themen diskutieren

15.1. Tipps zur Moderation eines Forums

Beschreibung

Ein Moodle-Forum ist technisch relativ schnell umgesetzt und eingestellt. Es bringt im Vergleich z.B. zur synchronen Telekonferenz oder zum Textchat aber eigene Herausforderungen und Möglichkeiten mit sich:

Vorteile eines Forums

  • Die Kommunikation findet unabhängig von Zeit und Ort statt.
  • Eigene Beiträge können in Ruhe formuliert und die Beiträge anderer in Ruhe gelesen werden.
  • Diskussionen und Beiträge sind in ihrer Abfolge dokumentiert jederzeit wieder aufrufbar.
  • Die Studierenden können sich untereinander unterstützen.
  • Fragen der Studierenden können für alle beantwortet werden.
Herausforderungen eines Forums

  • Es gibt, insbesondere für Einstiegsbeiträge, kein 'sichtbares' Gegenüber, dem man antwortet.
  • Die formellere Gestaltung und dauerhafte Archivierung führen bei Schriftbeiträgen zu einer höheren Schwelle, sich an einer Diskussion zu beteiligen.
  • Es wird für die Lehrperson bzw. die Bewertung geschrieben, nicht zur Entwicklung eines Thema oder als Reaktion auf einen Beitrag.
  • Beiträge ohne Reaktion senken die Motivation sich weiter zu beteiligen.
  • Fehlende explizite Etikette für die Themenbehandlung, das Beitragsformats, die Ansprache und dem gegenseitigen Umgang und/oder eine unklare Bedeutung des Einsatzes eines Forums für das Lernziel führen zu einer unsicheren Erwartungshaltung.

Warum benötigt ein Forum Moderation?

Die Aufgabe der Online-Moderation besteht darin, die Rahmenbedingungen und den Zweck des klären, die Diskussion (und damit die Unterstützungssituation) lebendig zu halten und Vertrauen aufzubauen.

Wieso stellt dies eine Herausforderung dar?
Es ist davon auszugehen, dass sich die Erfahrungen der Studierenden mit asynchronen Kommunikationskanälen auf individuelle E-Mails, Chats oder Nachrichten auf einem sozialen Netzwerk wie z. B. Facebook, Instagram oder Blog-Foren beziehen. Diese sind privat oder finden statt in einer als privat wahrgenommen Peer-Group.

Im Kontrast dazu findet im Kontext des Studiums in Anwesenheit einer Lehrperson eine Bewertung statt, das Darbringen einer Leistung und die Vorgabe von Inhalten. 

Daher beschäftigt die Studierenden Fragen, die sie der Gruppe nicht mitteilen werden, z.B.:

„Darf ich ohne Aufforderung etwas schreiben?“
„Was wohl die anderen über das denken, was ich geschrieben habe?“
„Ist es gut, sich zu beteiligen? Wie häufig sollte ich mich beteiligen?“
„Wie lang darf mein Beitrag sein? Wie lang muss mein Beitrag sein?“

Um Unsicherheiten rechtzeitig zu begegnen, sollten die Online-Moderator*innen diese Fragen aktiv aufgreifen. Sie ermutigen ihre Studierenden, sich zu beteiligen, indem sie sich an transparente Verhaltensregeln halten, einen verbindlichen Umgang miteinander unterstützen, ein Klima gegenseitigen Vertrauens schaffen und Impulse zum Commitment und zur Kommunikation bzw. Interaktion geben.


Konkrete Hinweise für Moderator*innen


Netiquette klären und selbst respektvoll kommunizieren
Netiquette sind Verhaltensregeln der virtuellen Kommunikation und klären die Erwartung, was wie auf welche Weise im Forum gesagt werden kann. Stellen Sie zu Beginn Ihrer Veranstaltung grundsätzliche Netiquette zur Diskussion, ergänzen Soe diese bzw. passen Sie diese aus dem Diskussionsergebnis heraus an.

Beispiel für ein Set an Verhaltensregeln der Kommunikation im Forum

  1. Schreiben Sie vorbildliche Beiträge: Achten Sie auf korrektes Deutsch und formulieren Sie Beiträge gut verständlich.
  2. Seien Sie höflich und respektvoll: Behandeln Sie alle Teilnehmenden mit Respekt, unabhängig von ihren Ansichten. Vermeiden Sie persönliche Angriffe und bleiben Sie sachlich.
    Nur über reine Textkommunikation sind z.B. Ironie oder positive Neugier schwer zu interpretieren. Sie können Emoticons/Smiley-Symbole nutzen [-Icon im Texteditor], um Missverständnisse zu vermeiden bzw. um Zusatzinformationen zu geben, die darin unterstützen, den Inhalt einer Nachricht richtig zu interpretieren.
  3. Geben Sie konstruktive Kritik: Kritisieren Sie Ideen, nicht Personen. Erklären Sie nachvollziehbar, warum Sie anderer Meinung sind.
  4. Aktive Teilnahme: Drücken Sie Ihre Zustimmung oder Ablehnung aus, indem Sie diese begründen.

Motivieren zu einem verbindlichen und verlässlichen Umgang miteinander
  • Steigen Sie generell zunächst mit einer eher niedrigschwelligen Anforderung ein, laden Sie zur Eröffnung (Kick-off) des Forums ein und seien Sie Vorbild durch ersten Thread.
  • Sprechen Sie Beiträge direkt an und gehen Sie auf diese ein.
  • Bedanken Sie sich für Beiträge oder am Ende einer Diskussion. 
  • Gewährleisten Sie verbindliche, kontinuierliche Begleitung und Ansprechbarkeit

Interesse zeigen durch Nachfragen
Ein Mangel an persönlichem Kontakt oder direkter Ansprache kann bei den Studierenden in vorrangig online durchgeführten Veranstaltungen zu einem Gefühl der Isolation führen. Es kann ein Klima von Unverbindlichkeit entstehen, sodass Absprachen und/oder die Aufgabenerfüllung nicht eingehalten werden.

  • Zeigen Sie Interesse am Wissen und den Erfahrungen des anderen, stellen Sie Verbindungen her; fördern Sie einen Austausch statt eines Nebeneinanders von Informationen.
  • Zeigen Sie Interesse an der gemeinsamen Weiterentwicklung der Wissens- und Erfahrungsbestände zu einem Thema.
  • Zeigen Sie Interesse an den Hintergründen und an der Person.

Transparenz über organisatorische und technische Rahmenbedingungen herstellen
  • (Er)Klären Sie im Vorfeld Erwartungen, Kommunikationsregeln und Verhaltensstandards (s.o.). 
  • Erklären Sie den Zweck des Forums, d.h. wozu es dient (z.B. Austausch, Hilfestellung) und wozu es nicht dient (z.B. Bewertung, Benotung).
  • Erklären Sie, dass und wozu die Beiträge gespeichert werden und wer Zugang dazu hat (z.B. für spätere Diskussion; Zugang ausschließlich für die Kursteilnehmenden und die Moderation).
  • Posten Sie Beispielbeiträge, die die erwartete Form, Art und Umfang verdeutlichen.
  • Weisen Sie im Vorfeld alle Forenteilnehmer*innen auf die Vertraulichkeit der Beiträge hin.
  • Weisen Sie darauf hin, dass Forenbeiträge ggf. auch nachträglich von den jeweiligen Autor*innen gelöscht werden können.

Commitment über Bindungen und persönlichen Bezug ermöglichen
Im Forum sollte ggf. auch Raum für private und nicht inhaltsbezogene Kommunikation gegeben sein.

  • Ermutigen Sie Studierende, persönliche, anwendungsbezogene Erfahrungen einzubringen.
  • Nutzen Sie ggf. auch Adjektive oder Emoticons, die Emotionen verdeutlichen bzw. helfen, Aussagen besser einzuordnen.

Beispiele:
„Liebe Studierende, ich freue mich, mein erstes Forum mit Ihnen zu starten und bin neugierig, zu welchen ersten Ergebnissen wir dort kommen werden.“
„Es hat sich ein spannender Austausch innerhalb ihrer Gruppe entwickelt. Klasse, dass Sie alle so engagiert mitdiskutieren.“


Impulse zur Kommunikation setzen
  • Sorgen Sie für eine deutliche Übertragung der Verantwortung, senden Sie z. B. eine E-Mail an die Studierenden, die sich nicht beteiligen, und fordern Sie diese auf, auf einen bestimmten Eintrag im Forum zu antworten (Sie können ggf. den E-Mail-Verteiler des Teilnehmer/innen-Liste verwenden).

  • Zur Unterstützung einer Diskussion: Akzentuieren Sie Start und Ende der Diskussion durch
    • a) ausdrückliche Angabe des Zeithorizonts,
    • b) eindeutig formuliertes Diskussionsthema und
    • c) am Ende einer Formulierung einer Zusammenfassung oder eines Fazits der Diskussion. Eine Formulierung oder ein Fazit kann natürlich auch durch ein Gruppenmitglied erstellt und gepostet werden.
  • Fordern Sie auf, auch persönliche Erfahrungen zu einem Thema oder einer Aufgabenbearbeitung einzubringen.

  • Fordern Sie auf, ein Votum oder eine Meinung zu einem bestimmten Sachverhalt abzugeben (die Aktivität "Abstimmung" lässt sich hier ebenfalls nutzen; binden Sie einen Link dazu in einen Forenbeitrag ein).
    Verknüpfen Sie die Kommunikationsaufforderungen mit klarer zeitlicher Terminierung (bis...) Konzipieren Sie Erinnerungshilfen (z. B. To-Do-Liste).

    Starten Sie zur Aktivierung der Gruppenmitglieder ein Brainstorming zum Einstieg in ein Thema, zum Sammeln von Ideen und potenziellen neuen Beiträgen.

Studierende als Moderator*innen einsetzen
Sie können die Moderation auch an Tutor*innen oder an Studierende übertragen, die damit ggf. eine Teilleistung erbringen können.
Wenn Sie nicht selbst die Moderation des Forums übernehmen, sollten Sie trotzdem die Kommunikation zwischen Moderator*innen und Forumsteilnehmer*innen aufmerksam beobachten. Werden Sie aktiv, wenn Sie den Eindruck haben, dass das Vertrauen (s. o.) gestört ist oder die Netiquette nicht eingehalten wird und um selbst immer wieder Präsenz zu zeigen.


Externe Ressourcen