23. Kurse barrierefrei gestalten

Diese Ressource besteht aus drei Kapiteln:


Beschreibung

Barrierefreiheit bedeutet, dass Materialien von allen Personen ohne Einschränkung wahrgenommen, bedient und verstanden werden können. Im Prinzip kommen barrierefrei gestaltete Inhalte damit allen Studierenden zu Gute, da sie die Rezeption und damit auch das Verständnis der Inhalte erleichtern. 

Barrierefreie digitale Materialien unterstützen Menschen

  • mit Sinnesbeeinträchtigungen, z.B. bei Farbsehschwäche, Sehbehinderungen oder Gehörlosigkeit;
  • mit motorischen Beeinträchtigungen, z.B. bei fein- und grobmotorische Einschränkungen oder Lähmungen;
  • mit Lese- oder Konzentrationsbeeinträchtigungen, z.B. bei ADHS oder Störungen im autistischen Spektrum;
  • mit Umwelt- bzw. situationsbedingten Einschränkungen, z.B. bei eingeschränkter Internetverbindung; bei ungünstigen Lichtverhältnissen; oder der Rezeption von audiovisuellen Medien in regelbedingt stillen oder störgeräuschreichen Umgebungen;
  • mit Sprachbarrieren, z.B. bei gesprochener Fremdsprache in Videos.
Laut der Studierendenbefragung "Beeinträchtigt studieren" best3↗ von 2023 studieren 1,1% mit Hörbeeinträchtigungen, 1,6% mit Sehbeeinträchtigungen und 3,7% mit Teilleistungsstörungen↗. Bei ca. 16.500 Studierenden an der HAW besteht eine konkrete Chance, dass Sie Studierende in Ihrer Veranstaltung haben könnten, die von barrierefreien Materialien profitieren würden.

Barrierefreie Inhalte in Ihrer Veranstaltung ansprechen und anbieten

Moodle ermöglicht die Erstellung barrierefreier Inhalte, ist aber auch auf die Kompetenz und das Engagement der Lehrenden angewiesen, die ihren Moodle-Kursraum und ihre Materialien ggf. an die Bedarfe Ihrer Studierenden anpassen.

Konkret können Sie Ihre Studierenden zu Beginn Ihrer Veranstaltung im Allgemeinen auf Ihre mögliche Unterstützung für die Verwendung barrierefreier Materialien hinweisen. Sie können dann ggf. nach einer Kontaktaufnahme durch die Studierenden und einem persönlichem Gespräch gezielt auf Bedarfe eingehen.

Vorschläge, wie Sie das Thema in Ihrer Veranstaltung ansprechen können, finden Sie u.a. in der Handreichung der HAW (PDF) und des Hochschulforum Digitalisierung im Unterkapitel  "Weiterführende Ressourcen".


Umsetzung - ein Überblick

Dies hier ist ein schneller Überblick über Aspekte von Barrierefreiheit in Moodle und digitalen Medien. Sie können Ihren Moodle-Kursraum aber auch mit Hilfe dieser detaillierteren Checkliste der Uni Bielefeld↗ durchgehen.

Struktur und Layout des Kursraums
  • Verwenden Sie eine lineare, nachvollziehbare und funktionale Strukturierung: Fassen Sie z.B. alle Aufgaben, alle zu einem Datum oder zu einem Thema gehörigen Materialien in entsprechenden Themenabschnitten zusammen. Über die "Beschreibung" in den "Einstellungen" der Themenabschnitte können Sie kurz die Funktion des Abschnitts und seiner Inhalte erläutern.

  • Verwenden Sie ein lineares Kursformat wie das "Themenformat" oder das "Wochenformat". Das "Kachelformat" öffnet separate Layoutelemente im Kursraum, die ein Screenreader (eine App zum Vorlesen von Bildschirminhalten) ggf. nicht einordnen kann.
    Sie erhalten in diesem Unterkapitel nähere Informationen zum Kursformat.

  • Geben Sie Ihren Kursraumelementen Kontext: Verwenden Sie aussagekräftige Überschriften und leiten Sie Ihre Abschnitte, Aktivitäten und Materialien mit kurzen Beschreibungen ein.

  • Verwenden Sie "Text- und Medienfelder" nicht für längere Texte: Lagern Sie längerer Textpassagen auf der ersten Kursseite in separate "Textseiten" aus.

Bilder, audiovisuelle Medien und Aktivitäten
  • Geben Sie kurze Anleitungen zu Aktivitäten: Stellen Sie sicher, dass die Bedienung von Moodle-Aktivitäten wie z.B. Aufgabe oder Umfrage bekannt und der Zweck im Veranstaltungszusammenhang klar ist.

  • Machen Sie interaktive Elemente zugänglich: Stellen Sie sicher, dass alle interaktiven Elemente und Eingabefelder bei Formularen, Quizzen etc. auch mit der Tastatur - z.B. über die Tabulator-Taste – navigierbar sind. Moodle unterstützt diese Art der Navigation, die Accessability bei H5P-Inhaltstypen↗ ist aber z.B. nicht immer gegeben.

  • Geben Sie Alternativ-Texte für Bilder an: Fügen Sie Bildern einen alternativen (alt) Text hinzu, der kurz den Inhalt oder Zweck des Bildes beschreibt.
    Im Texteditor können Sie dies über den Doppelklick auf ein Bild.
    Bei der Materialart "Datei" geben Sie dies in der "Beschreibung" ein.
    Geben Sie auch an, wenn das Bild ausschließlich einen dekorativen Zweck erfüllt.
    Microsoft Copilot kann Sie bei der Bildbeschreibung ggf. unterstützen und einen alt-Text definierter Länge ausgeben (s. Unterkapitel "Tools und Apps").

  • Achten Sie auf Farben als Informationsträger: Es gibt Farbkombinationen, die für Menschen mit Farbsehschwäche schwer zu erkennen sind, wie z.B die mit 9% (Männer) bzw. 0,8% (Frauen) weit verbreitete Rot-Grün-Blindheit↗. Falls Farben Informationen beinhalten, stellen Sie diese Informationen parallel auch textlich zur Verfügung.
    Achten Sie weiterhin auf ausreichenden Kontrast zwischen Text und Hintergrund.

  • Stellen Sie Textinformationen, Untertitel und/oder Transkripte für Videos und Audiotracks zur Verfügung:
    Nutzen Sie Microsoft Stream (Videobearbeitungstool) für Untertitelung und Transkription von Videos oder die Diktierfunktion von Microsoft Word für Audiotranskripte (Anleitungen dazu siehe Unterkapitel "Tools und Apps").


Online-Texte, Links und Textdokumente
  • Verwenden Sie klare und einfache Sprache: Schreiben Sie in einer klaren, leicht verständlichen Sprache. Vermeiden Sie lange, komplizierte Sätze.

  • Strukturieren Sie Ihre Inhalte: Nutzen Sie Überschriftformate, Absätze und Listen, um den Text zu strukturieren. Verwenden Sie die integrierten Formatierungswerkzeuge des Moodle-Texteditors für hierarchisch stimmige, gestaffelte Überschriften (H1... H5), um eine konsistente Struktur zu gewährleisten.

  • Beschreiben Sie Ihre Links: Verwenden Sie aussagekräftige Linktexte. Anstelle von "hier klicken" wäre z.B. besser "Weitere Informationen finden Sie im Leitfaden der HAW zur Barrierefreiheit." Üblicherweise gilt: Links zu Seiten innerhalb der selben Ressource sollten sich im selben Fenster öffnen.

  • Beschriften Sie die Achsen Ihrer Tabellen und verwenden Sie Tabellen nicht zum Seitenlayout, z.B. um einen zweispaltigen Textaufbau zu erzeugen.

  • Textdokumente barrierefrei gestalten
    • Generell gilt, dass für barrierefreie PDFs das Quelldokument bereits barrierefrei sein sollte.
    • Verwenden Sie barrierefreie Vorlagen für MS-Dokumente und Formatvorlagen für die Überschriften (siehe Unterkapitel "Tools und Apps")..
    • Achten Sie darauf, dass PDF-Dokumente mit Texten nicht als reine Bildscans vorliegen. Verwenden Sie OCR (optical character recognition) zur Umwandlung von Bildscans in Texte.
    • Microsoft Office Word bietet unter "Überprüfen" -> "Barrierefreiheit überprüfen" einen Barrierefreiheitstest an, den Sie bei MS-Dokumenten vor einer Umwandlung in ein PDF anwenden können (siehe Unterkapitel "Tools und Apps").

  • Testen Sie die Barrierefreiheit bei im Moodle-Texteditor erstellten Texten:
    • "Tests zur Barrierefreiheit" finden Sie im Standard-Editor (Atto-Editor) in der Symbolleiste [ Icon der Barrierefreiheits-Testfunktion im Moodle-Texteditor ]. Getestet wird auf Farbkontraste, Fehlende Alternativtexte für Bilder und bei Tabellen auf verbundene Zellen und fehlende Überschriften.
    • "Tester zur Barrierefreiheit" finden Sie im TinyMCE-Editor im Menü "Werkzeuge". Getestet wird auf Überschriftformatierung, Listenstrukturen, Farbkontraste, Fehlende Alternativtexte für Bilder und bei Tabellen auf verbundene Zellen und fehlende Überschriften.